Wenn mir Gründer ihre Geschäftsidee schildern und ihren Businessplan vorlegen, kann ich die Schwachpunkte an ihrem Vorhaben dank langjähriger Beratungserfahrung relativ schnell erfassen. In den wenigsten Fällen bedeutet dies, dass sie die Idee gleich wieder begraben sollten, sondern dass jetzt erst die eigentliche Arbeit beginnt.

Wäre dies dann auch der ideale Zeitpunkt, den bisherigen Job zu kündigen? Mein Rat ist, die Arbeitsstelle nicht gleich zu verlassen. Treffen Sie lieber möglichst viele Vorbereitungen, während Sie noch angestellt sind. In diesem abgesicherten Zustand sind Sie entspannter. Sie verspüren noch nicht den Druck, unbedingt Einnahmen erzielen zu müssen. Kunden könnten diesen Umsatzdruck auch wahrnehmen und skeptisch werden. Dies kann dazu führen, dass sie Ihre Leistung doch nicht in Anspruch nehmen. Ich möchte Sie keinesfalls davon überzeugen, die Selbstständigkeit ewig hinauszuzögern, sondern Sie lediglich vor einem Schnellstart bewahren, den schon viele Gründer bereut und teuer bezahlt haben.

 

Diese Vorbereitungen können Sie beispielsweise in dieser Zeit treffen:

  • Aufbau eines professionellen Netzwerkes für Ihre Belange in der anstehenden Selbstständigkeit
  • Entwurf der Geschäftsausstattung mit Logo, Briefpapier, Visitenkarten und Flyer
  • Konzeption und Programmierung des Internetauftritts
  • Suche eines geeigneten Büros oder erforderlichen Lagerraums
  • Klärung rechtlicher und steuerlicher Fragen bezüglich Ihres Vorhabens.

Sie werden merken, dass sich die Beschäftigung mit der anstehenden Selbstständigkeit positiv auf Ihre Gemütslage auswirken kann. Bald sein eigener Chef sein – dieser Ausblick macht auch den unangenehmen Arbeitsplatz erträglicher. Im Idealfall kann sogar Ihr aktueller Job davon profitieren.

 

Falls Sie nicht gleich komplett in die Selbstständigkeit gehen möchten, können Sie sich erst einmal im Nebenerwerb selbstständig machen. Selbstverständlich sollten Sie Ihren Arbeitsplatz nicht gefährden, indem Sie gegen Vereinbarungen im Arbeitsvertrag verstoßen. Lesen Sie sich daher Ihren Vertrag genau durch, ob Sie verpflichtet sind, eine Nebenbeschäftigung anzuzeigen oder ob Sie dafür eine Genehmigung von Ihrem Arbeitgeber einholen müssen.

 

Sollten Sie sich aus der Arbeitslosigkeit heraus selbstständig machen, so gilt es auch dann, einige Regeln zu beachten, damit Sie Ihren Anspruch auf Arbeitslosengeld nicht verlieren. Zudem können Sie unter bestimmten Voraussetzungen einen Antrag auf Gründungszuschuss stellen, wenn Sie mit Ihrer Gründung die Arbeitslosigkeit beenden.

 

Der richtige Zeitpunkt für die Selbstständigkeit hängt schlussendlich auch vom Zustand Ihrer Finanzen ab:

  • Haben Sie finanzielle Verpflichtungen gegenüber Ihren Angehörigen?
  • Verfügen Sie über finanzielle Rücklagen, um eventuell eine Durststrecke zu überwinden?
  • Haben Sie eine Bank an Ihrer Seite, die Ihnen im Notfall mit einem Kredit schnell unter die Arme greift?
  • Hat Ihre Familie signalisiert, dass sie Ihnen finanzielle Unterstützung anbietet, wenn es notwendig sein sollte?

Besonders wenn Sie der Alleinverdiener für Ihre Familie sind und weder Bank noch Angehörige Sie finanziell unterstützen, gilt es umso mehr, den richtigen Zeitpunkt zu wählen, damit Sie sehr schnell Einnahmen erzielen können.

Wenn die Zeit reif ist, können Sie den Sprung aus dem sicheren Nest wagen. Dann können Sie gut überlegt und geplant mit Energie und Schwung in Ihre selbst gestaltete berufliche Zukunft starten. Der erste Schritt auf dem Weg dorthin ist getan.