In meiner Beratungspraxis stelle ich immer wieder fest, dass sich Gründer zusammenschließen möchten, um das Wagnis der Selbstständigkeit nicht allein einzugehen. Verständlich, denn hat man den sicheren Hafen der Festanstellung verlassen, geben einem die anderen Mitgründer ein bisschen Sicherheit. In den meisten Fällen stellt sich dies jedoch als Scheinsicherheit heraus. Schon bald merkt man, dass jeder doch andere Vorstellungen von der gemeinsamen Selbstständigkeit hat. Streit und Ärger sind vorprogrammiert.

Meine Empfehlung ist daher: Listen Sie folgenden Punkte zu Ihrem potenziellen Geschäftspartner genau auf, bevor Sie gemeinsam eine Firma gründen:

  • Warum möchten Sie sich mit dieser Person zusammenschließen?
  • Welche Stärken und welches Wissen bringt diese ein?
  • Verfügt sie über ein gutes Netzwerk?
  • Wo ergänzen Sie sich sehr gut?
  • Verfolgen Sie die gleichen Ziele?
  • In welchen Punkten stimmen Sie nicht überein?

Falls es sich um mehrere Personen handelt, machen Sie diese Auflistung für jede Person extra.

Auch gilt es, die richtige Rechtsform für Ihr gemeinsames Vorhaben auszuwählen. Hierzu ist es wichtig, professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Aus meiner Sicht sollten Sie vorher schriftlich festhalten, was jeder zu tun hat und was er von der Gemeinschaft erwarten kann. Zum Beispiel sollten bei einer ärztlichen Gemeinschaftspraxis die genauen Anwesenheitszeiten aufgelistet werden, die jeder zu erfüllen hat. Dann ist das Ziel, eine lückenlose Betreuung der Patienten zu gewährleisten, wirklich auf alle Schultern verteilt. Mit einer schriftlichen Vereinbarung ist dies jedem von Anfang an klar.

Sie erleben im Zusammenschluss oft auch einige Einschränkungen, die Sie allein nicht hätten. Zum Beispiel bei der Entscheidungs- und Handlungsfreiheit. Denken Sie auch an die Gewinnverteilung. Am Anfang fällt der Gewinn oft noch recht mager aus, soll jedoch schon auf mehrere verteilt werden. Auch hier ist oft Streit vorprogrammiert, wenn man nicht genau festgelegt hat, wie der Kuchen verteilt werden soll. Vor allem, wenn bei einem größeren Projekt nicht alle zu gleichen Teilen am Erhalt des Auftrags und dessen Erledigung beteiligt waren.

Schließen Sie daher – unabhängig von der Rechtsform – einen Vertrag, in dem die Rechte und Pflichten aller Beteiligten und vor allem auch die Gewinnverteilung aufgeführt sind. Sonst kann es, wenn es zu Unstimmigkeiten oder sogar zur Trennung kommt, ein böses Erwachen geben. Sorgen Sie mit der Verschriftlichung für Klarheit und ein faires Miteinander. Es ist ein wichtiger Schritt, dass Ihr Partner diesen Vertrag genau durchliest und gegenzeichnet. Wenn er bei der Unterschrift zögert, signalisiert das Gesprächsbedarf. Es zeigt Ihnen schon hier auf, wo es später haken und Probleme geben kann. Besser, Sie sprechen schon im Vorfeld über unklare oder strittige Punkte, als später, wenn im Ernstfall die Fronten bereits verhärtet sind.

Bedenken Sie, dass Sie noch ganz frisch in der Selbstständigkeit sind und es oftmals noch darum geht, die eigene Linie zu finden. Vor dieser Herausforderung steht eventuell auch Ihr Geschäftspartner, mit dem Sie sich zusammentun möchten. So kann es sehr wohl sein, dass Sie sich im Laufe der Zeit in unterschiedliche Richtungen entwickeln und dann nicht mehr zusammenarbeiten wollen oder können. Dann gilt es, die Partnerschaft fair und sauber aufzulösen. An diese Abwicklung sollten Sie schon beim Eingehen der Partnerschaft denken und das Vorgehen entsprechend schriftlich festhalten. Prüfen Sie daher Ihren potenziellen Vertragspartner ganz genau. Besprechen Sie von Anfang an Ihre Bedenken und finden Sie eine für beide Seiten gangbare Lösung.

Der Zusammenschluss mit dem passenden Partner bietet natürlich auch Vorteile. So kann man umfangreichere Projekte zusammen besser stemmen. Man kann sich im Urlaub oder bei Krankheit gegenseitig vertreten. Im Idealfall ergänzt sich das vorhandene Wissen zu einem neuen Leistungsangebot. Zudem bringen beide Parteien Startkapital ein.

Nur wenn Sie sich mit dem passenden Geschäftspartner zusammenschließen, können Sie gemeinsam Gewinn aus dieser Geschäftsbeziehung ziehen. Denn dann ist es eine Win-Win-Situation, aus der Sie sehr gute Geschäfte für Ihre Kunden und Ihre Firma generieren können.